Vorsorgeuntersuchungen für Kinder – Wann wird das Sehen getestet?
Vorsorge ist besser als Nachsorge, heißt es immer so schön. Gerade bei den ganz Kleinen ist dies aber besonders wichtig, da angeborene Erkrankungen, Fehlbildungen oder nachteilige Entwicklungen früh entdeckt häufig besser behandelt werden können. Entscheidend ist dies auch bei den Augen und der Sehfähigkeit. Grund genug uns die relevanten Vorsorgeuntersuchungen einmal genauer unter die Lupe zu nehmen.
Damit unsere Kinder ohne gesundheitliche Einschränkungen aufwachsen können, führen Ärzte gleich nach der Geburt und später in angemessenen Abständen Vorsorgeuntersuchungen durch. Auf diese Weise erhalten sie Aufschluss über die Entwicklung des Kindes. Zehn Untersuchungen (U1-U9 und J1) sind empfohlen, bei denen je nach Alter des Kindes die Körperfunktionen, der Körperbau, die Wahrnehmung und die Reaktionsfähigkeit überprüft werden. In einigen davon sind auch die Augen und die Sehleistung im Fokus des Arztes. Darüber hinaus ist natürlich besonders im Kindesalter eine augenärztliche Vorsorge besonders wichtig.
U1 – nach der Geburt
Hat das Baby die Geburt gut überstanden? Der Arzt überprüft die Körpersymmetrie (die Stellung der Augen, Ohren, Extremitäten, den Aufbau der Wirbelsäule und die Fontanellen, welches die Öffnungen in der Schädeldecke sind), Verfärbung der Haut, die Atmung, die Herztätigkeit, Muskeln, Gelenke und Reflexe. Anschließend wird der Bauch abgetastet und Genitalien beziehungsweise Analregion untersucht. Wie bei allen U-Untersuchungen wird das Baby auch gewogen und gemessen. Die Verabreichung von Vitamin K unterstützt die Erholung des Neugeborenen von der anstrengenden Geburt.
U2 – erste Woche
Eine Untersuchung von Kopf bis Fuß: Organe, Knochengerüst und Reflexe werden erneut geprüft. Außerdem wird dem Säugling Blut abgenommen, um Stoffwechsel und Hormonhaushalt zu beurteilen. Auch ein Hörtest findet statt und der Arzt untersucht die Augen auf sichtbares Herabhängen von Augenlidern, Augenzittern und andere Auffälligkeiten. Der sogenannte Brückner-Test, bei dem der Arzt den Raum abdunkelt und die Pupille des Kindes aus 10 bis 30 Zentimeter Entfernung durchleuchtet, kann erste Anzeichen auf ein mögliches Schielen liefern. Besonders wichtig ist das Informationsgespräch des Arztes mit den frischgebackenen Eltern.
U3 ‒ 4. bis 6. Woche
Die Entwicklung des Kopfes und der Hüfte stehen im Fokus. Gleichzeitig achtet der Kinderarzt auch auf die motorische Entwicklung des Kindes, wie zum Beispiel auf das Verfolgen von Bewegungen vor dem Gesicht des Babys, ob es auf Geräusche reagiert oder das Köpfchen schon alleine halten kann.
Der Bundesverband der Augenärzte Deutschlands e.V. (BVA) sagt: Bei sichtbaren Auffälligkeiten wie Augenzittern, Hängelidern, Hornhauttrübungen aber auch bei starken Unsicherheiten ist ein früher Gang zum Augenarzt ratsam!
U4 ‒ 3. bis 4. Monat
Die Aufmerksamkeit gilt nun vor allem Motorik und Körperhaltung.
U5 ‒ 6. bis 7. Monat
In dieser Untersuchung spielt der Arzt mit dem Kind und verschafft sich dabei wichtige Eindrücke zu Beweglichkeit und Körperbeherrschung. Hält das Kind Blickkontakt? Kann es gezielt greifen? Richtet es bereits den Oberkörper ohne Probleme auf? Wie steht es um seinen Gleichgewichtssinn? Außerdem werden die Augen untersucht ob etwa eine Sehstörung, wie ein Schielen, vorliegt und die Organe werden abgetastet
Der BVA sagt: Bei Kindern mit erhöhtem Risiko sollte im Alter von 6 bis 12 Monaten eine Untersuchung beim Augenarzt durchgeführt werden. Dazu zählen unter anderem Frühgeburten; Geschwister, die Schielen oder starke Fehlsichtigkeiten haben; familiäre Vorbelastungen und Häufungen von (erblichen) Augenerkrankungen. Aber auch wenn Sie Auffälligkeiten bei Ihrem Kind feststellen, ist ein Gang zum Augenarzt immer der richtige Weg!
U6 ‒ 10. bis 12. Monat
Der Arzt stellt vor allem Beobachtungen über Haltung, Mobilität und Verhaltensmuster an. Die Impfungen für das kommende Lebensjahr sollten zu diesem Zeitpunkt abgesprochen werden. Vorsicht: Fremdelphase.
U7 ‒ 21. – 24. Monat
Die geistige und körperliche Entwicklung des Kindes wird überprüft. Wie gut kann das Kind sprechen? Kann es aufrecht die Treppe hochsteigen, mit Besteck essen, kommuniziert es mit seinen Eltern? Außerdem wird auf die regelmäßige Zahnpflege hingewiesen. Vorsicht: Trotzphase.
U7a ‒ 34. bis 36. Monat
Bei der U7a wird u.a. auch das Hören und die bisherige sprachliche Entwicklung betrachtet. Besonders wichtig sind in dieser Untersuchung auch die Augen: Neben Untersuchungen des räumlichen Sehens macht der Arzt außerdem Sehtests zum beidseitigen und zum Rechts- und Links-Sehen. Bei festgestellten Defiziten werden weitere Therapie- und Fördermaßnahmen mit den Eltern besprochen und das Kind bei Bedarf an einen Spezialisten überwiesen.
Wichtig: Auch wenn in der U7a viele Sehfehler entdeckt werden, wird diese Untersuchung von einem Kinderarzt durchgeführt. Kinderärzte sind natürlich keine Spezialisten für die Augen und Augenarztpraxen sind meist besser ausgestattet, um Sehfehler korrekt zu diagnostizieren. Der BVA sagt: Spätestens zwischen dem 30 und 42 Monat sollten daher alle Kinder auch einem Augenarzt vorgestellt werden. So können auch kleinwinklige Schieles und Brechungsfehler schneller und zuverlässiger diagnostiziert und dadurch Folgeerkrankungen wie eine Amblyopieverhindert werden!
U8 ‒ 3-4 Jahre
Ist das Kind reif für den Kindergarten, lautet nun die Fragestellung. Dabei wird das Sozialverhalten des Kindes beobachtet, seine körperliche Gesundheit überprüft, Koordination beziehungsweise Beweglichkeit untersucht und nochmals Sprech-, Seh- und Hörfähigkeit getestet. Auch die Zähne und die Kieferentwicklung sollten bei dieser Untersuchung begutachtet werden.
U9 – 5-6 Jahre
Feinmotorik, Körperhaltung, Sprachverständnis, Koordination, Muskelkraft, räumliche Wahrnehmung stehen im Mittelpunkt der Untersuchung. Dazu gehört natürlich auch nochmal ein Sehtest.
U10 und U11 – 7-8 Jahre und 9-10 Jahre
Um die Zeit bis zur Vorsorgeuntersuchung J1 zu überbrücken, werden noch 2 Untersuchungen für die dazwischen liegenden Altersstufen angeboten. Allerdings werden die Kosten nicht von allen Krankenkassen übernommen. Beurteilt wird hierbei, ob sich bei dem Kind Lern- oder Verhaltensstörungen gebildet haben. Aufmerksamkeit gilt auch der gesunden körperlichen Entwicklung. Das Kind ist nun in dem Alter, in dem man es zu richtigen Verhaltensweisen im Umgang mit Ernährung, Bewegung, Sucht und Stress anleiten kann.
Unabhängig von Beschwerden und Auffälligkeiten ist eine augenärztliche Vorsorge im Kindesalter regelmäßig zu empfehlen. Ihr Augenarzt hilft Ihnen dabei gerne weiter!
J1 ‒ 12-15 Jahre
Der Arzt informiert sich über schulische Leistungen, das familiäre Zusammenleben, die Einstellung zur Gesundheit und belehrt den Jugendlichen gleichzeitig über Drogenkonsum und Empfängnisverhütung. Sexualentwicklung und Essverhalten werden ebenfalls überprüft. Darüber hinaus sind Cholesterinhaushalt, das einwandfreie Funktionieren der Schilddrüse sowie eine gute Haltung und die unbeeinträchtigte Sinneswahrnehmung Inhalte der Untersuchung. Vorsicht: Pubertät.
Auch in diesem Alter können auch bei Kindern, die bisher keine Sehfehler haben, noch z.B. eine Kurzsichtigkeit bemerkbar werden. Regelmäßige Kontrolle sind auch hier noch wichtig, je nach Indikation alle 1-2 Jahre!
Fazit:
Wenn es um Gesundheit geht, ist der Ausdruck „je eher desto besser“ in fast allen Fällen richtig. Die Früherkennung mit Hilfe von U1-J1 gibt uns die Chance, durch eine zeitige Behandlung fehlerhafte Entwicklungen vollständig zu beheben. Wir können unseren Kindern dadurch viele Unsicherheiten, soziale Spannungen und das Leben mit körperlichen Beeinträchtigungen ersparen, so dass sie zu selbstbewussten Erwachsenen heranwachsen.
Kostenfreie telefonische Sprechstunde
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