Wirksamkeit
Ein multidisziplinäres wissenschaftliches Team der Technischen Universität in Dresden unter der Leitung von Prof. Theo Seiler und Dr. Uwe Kämpf entwickelte in Zusammenarbeit mit renommierten Augenklinken in ganz Deutschland die Caterna-Sehschulung als telemedizinische Anwendung (Publikation 7) bereits im Jahre 2001. Im Laufe der Jahre wurde die Focal Ambient Visual Acuity Stimulation (FAVAS) Therapie in mehreren klinischen Studien in Kombination mit der Okklusion („Abkleben“) untersucht (Publikationen 1-7).
In der größten FAVAS-Studie (Publikation 1), einer retrospektiven, multizentrischen Kohortenstudie wurden 233 Patienten (58 Interventionsgruppe, 175 Kontrollgruppe) mit stagnierender Visusverbesserung unter Okklusionstherapie eingeschlossen. Die Interventionsgruppe erhielt zusätzlich zur Okklusion eine 90-tägige Caterna-Sehschulung. Die Analyse erfolgte mittels Propensity-Score-Matching. Der primäre Endpunkt war die Verbesserung des bestkorrigierten Visus (logMAR). Der sekundäre Endpunkt war die Verbesserung des Stereosehens. Dabei erreichte die Kombination aus Caterna plus Okklusion nach 3 Monaten 1,4 Visuszeilen mehr als eine Okklusions-Monotherapie (Abbildung 1). Der bestkorrigierte Visus verbesserte sich in der Interventionsgruppe um 0.15 logMAR (95 % CI [0.11, 0.18], p < .001), verglichen mit 0.01 logMAR (95 % CI [-0.02, 0.04], p = .356) in der Kontrollgruppe. Das Stereosehen zeigte keine signifikante Veränderung. Die Ergebnisse sind für den Jahreskongress der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG) als Abstract eingereicht und werden in einem peer-reviewed Journal publiziert.
Eine RCT-Studie von 2022 (Publikation 3), in welcher welcher 37 Kinder jeweils Okklusion + FAVAS als First-Line vs. Second-Line-Therapie erhielten, zeigte eine deutliche Überlegenheit der First-Line Therapie, d.h. die initiale Kombinationstherapie aus Okklusion + FAVAS (Effektstärke Cohen’s d 1,91 vs. 1,09). Diese Studie bestätigte den Wirkmechanismus der FAVAS-Therapie in der Interventionsgruppe gegenüber einer Scheintherapie (Sham) aus Computerspielen in der Kontrollgruppe (Abbildung 2).
In Zusammenarbeit mit Prof. Wolfgang Haase gelang der Nachweis der klinischen Wirksamkeit bei Visusstagnation mit einer retrospektiven Studie von 2008 (Publikation 4), in welcher 193 Kinder die durchschnittlich 23 Monate okkludierten, keinen weiteren Visusanstieg zeigten. Anschließend wurde sechs Monate mit Caterna stimuliert. Im Verhältnis zur vorherigen alleinigen Okklusion bedeutet das eine doppelte Effektivität von Okklusion plus Caterna (Abbildung 3). Weitere klinische Ergebnisse (Publikationen 2, 4-7) zeigen die Wirksamkeit bei Visus und Therapieadhärenz.
Das Geheimnis des Therapieerfolgs ist ein ring- oder streifenförmiges Wellenmuster (FAVAS) mit einer individuellen Zeit- und Ortsfrequenz, in Abhängigkeit von der bestkorrigierten Sehschärfe und Amblyopietyp, welches im Hintergrund der transparenten Computerspiele zu sehen ist (Abbildung 4).
FAVAS stimuliert das Gehirn dazu die neuronale Verbindung zum schwachen Auge wiederherzustellen. Dadurch wird eine Verbesserung der bestkorrigierten Sehschärfe (Visus) erzielt und das Stereosehen verbessert. Die Computerspiele in der Mitte des Bildschirms dienen lediglich zur Aufmerksamkeitsbindung der kleinen Patienten. Die Caterna Sehschulung wird bereits in über 350 Praxen und Kliniken angeboten. Über 4.500 Behandlungen wurden schon erfolgreich durchgeführt.
Hier finden Sie eine Auswahl der Studien und Veröffentlichungen:
(1) 2024 – Evaluation der FAVAS (Focal AmbientVisual Acuity Stimulation)- basierten digitalen Gesundheitsanwendung Caterna (Deutsches Register Klinischer Studien)
(2) 2023 – Gamification to Support Adherence to a Therapeutic Ambylopia Treatment for Children: Retrospective Study Using a Focal Ambient Visual Acuity Stimulation Game
(3) 2022 – Strabismus: Visual acuity increase in meridional amblyopia by exercises with moving gratings as compared to stationary gratings
(4) 2020 – Dissertation Nicolas Kaupke: Amblyopietherapie mittels computergestützter Stimulationsübungen – Langzeitergebnisse aus der Praxis
(5) 2008 – Strabismus: Long-Term Application of Compute Based Pleoptics in Home Therapy: Selected Results of a Prospective Multicenter Study
(6) 2003 – Computerunterstützte Sehschulung bei Amblyopie II: Eine multizentrische prospektive Studie der Roland Ernst Stiftung begleitete die Behandlung von rund 200 Kindern mit Amblyopie zwischen 4 und 14 Jahren.
(7) 2001 – Klinische Monatsblätter für Augenheilkunde: Unterstützende Amblyopiebehandlung durch Computerspiele mit Hintergrundstimulation: Eine placebokontrollierte Studie